Interview

7. Juni 2024

All Electric Society Park – Zukunft mit regenerativen Energiequellen und modernen Technologien erleben

Der neue Park vermittelt Wissen zum Zukunftsbild der All Electric Society und macht die Energiewende schon heute erlebbar.

All Electric Society Park, Luftbild
© PHOENIX CONTACT
Torsten Hoffmann

Torsten Hoffmann

PHOENIX CONTACT

Torsten Hoffmann (54) ist seit 25 Jahren im Bereich Blitz- und Überspannungsschutz aktiv und heute als Business Development Manager Überspannungsschutz bei der PHOENIX CONTACT Deutschland GmbH in Blomberg tätig.

Nach einer Berufsausbildung zum Energieelektroniker in der Stahlindustrie erfolgte im Studium der elektrischen Energietechnik der erste Kontakt zum Blitz- und Überspannungsschutz. Nach den ersten Erfahrungen im Hochspannungslabor und seiner Diplomarbeit zu Blitzstromableitern startete er 1998 als Beratungsingenieur und war danach als Vertriebsingenieur und Produktmanager für Überspannungsschutzgeräte tätig. Seit 2019 ist er für Phoenix Contact in Arbeitskreisen der DKE-Normung zum Blitz- und Überspannungsschutz aktiv. Als Ansprechpartner und Mitarbeiter in Verbänden wie der VDE-ABB UA Weiterbildung, DIN, GAEB, VDB-Blitzschutz, HEA und der Initiative ELEKTRO+ steht er bereit. Als Referent zu den Themen Erdung, Blitz- und Überspannungsschutz und bei Messungen im Erdungsgarten unterstützt er zum Beispiel Bildungseinrichtungen.

Was ist die All Electric Society?

Die All Electric Society ist das Zukunftsbild von einer Welt, in der regenerativ erzeugte elektrische Energie ausreichend und bezahlbar zur Verfügung steht. Vorhandene Ressourcen werden durch nachhaltiges Handeln optimal genutzt. Durch die Sektorenkopplung wird die Verbindung aller relevanten Lebens- und Arbeitsbereiche wie Mobilität, Energie, Infrastruktur und Industrie zu einem System ermöglicht, um Energie bedarfsgerecht und automatisiert zu verteilen.

Welche Energiequellen können genutzt werden?

Physikalisch gesehen wird Energie nicht verbraucht, sondern umgewandelt. Wenn wir die Energie durch Sonne und Wind in regenerativen Strom umwandeln, dann können wir diese Energie zum Beispiel in Wärmepumpen, Klimaanlagen und Elektromotoren direkt nutzen oder in Batterie- und Wasserstoff-Synthese-Systemen speichern.

Wie kann die Sektorenkopplung gelingen?

Die Elektrifizierung, Vernetzung und Automatisierung der Sektoren Energie, Industrie, Mobilität und Infrastruktur schafft eine Verbindung aller relevanten Lebens- und Arbeitsbereiche zu einem System. In diesem System tauschen die smarten Sektoren Daten und Energie untereinander aus, damit Energie in der richtigen Form dort zur Verfügung steht, wo sie benötigt wird. So lassen sich Energiegewinnung, -verteilung, -speicherung und -einsatz optimal ausbalancieren. Die dafür benötigten Technologien und Produkte, wie intelligente Energiemanagementsystem, sind heute schon vorhanden.

Was kann ich im All Electric Society Park erleben?

Auf einer Fläche etwas größer als ein Fußballfeld lassen sich in einem Pavillon und verschiedenen, themenbezogenen Glas-Cubes mit interaktiven Stationen Lösungen zur Energiewende mit vorhandenen Technologien erleben. Die Interaktionen lassen die Besuchenden unter anderem selbst erleben, wie wichtig ein automatisiertes Energiemanagementsystem ist, damit das Versorgungsnetz mit ausschließlich regenerativen Energien stabil läuft. Zusätzlich informieren Patinnen und Paten in Videos zu den einzelnen Themengebieten, wie Solar- und Wind-Energie, Ortsnetzstation oder Batteriespeicher. Dabei bietet der All Electric Society Park eine ganzheitliche Betrachtung der nachhaltigen Welt. So geht es nicht nur um den bewussten Umgang mit der elektrischen Energie. Auch Lösungen für die thermische Energieverteilung oder den effizienten Umgang mit Wasser werden gezeigt.
Neben dem E-Mobility Ladepark für die Phoenix Contact Dienstfahrzeuge stehen auch kostenpflichtige AC-Ladesäulen und weitere Parkplätze für die Besucher zur Verfügung.

Wie kann man Energie speichern?

Überschüssige elektrische Energie kann im Park in einem Lithium-Eisenphosphat-Energiespeicher mit einer Kapazität von 1,2 MWh gespeichert werden, um sie im späteren Bedarf. Zusätzlich lassen sich durch Peak-Shaving Lastspitzen im gesamten Netz ausgleichen und dadurch Betriebskosten sparen. Ein weiterer Li-Ionen-Speicher von 280 kWh steht im E-Mobility-Ladepark als Booster-Batterie für das Laden der Elektroautos mit Gleichstrom bereit.

Die thermische Energie wird in einem Eis- Energiespeicher gespeichert. Dieser besteht aus einem im Boden eingelassenem großen mit Wasser gefüllten Tank, der von Leitungen mit einer frostsicheren Flüssigkeit durchzogen ist. Die Leitungen sind im gesamten Park verlegt, so dass unter anderem die Wege aber auch der Eis- Energiezaun zur Energieaufnahme bzw. -abgabe genutzt werden kann. Vervollständigt wird das Kalte Nahwärmenetz durch zwei Wärmepumpen. Zur effizienten Energienutzung steht eine Anbindung zur angrenzenden Produktion zur Verfügung, so dass Abwärme der Produktionsanlagen zum Heizen des Pavillons und der Cubes genutzt wird.

Ein überlagertes Energiemanagementsystem führt die Daten der „elektrischen Energie“ und der „Wärme/Kälte“ zusammen und verwaltet diese zur effizienten und nachhaltigen Nutzung in allen Energiebereichen.

Wurden beim Bau nachhaltige Materialien eingesetzt?

Ja, hier ist besonders die Ortsnetzstation in der Mitte des Parks hervorzuheben. Anstelle des üblicherweise verwendeten Stahlbetons kam Carbonbeton zum Einsatz. Dadurch reduzierte sich die Wandstärke von 14 cm auf 8 cm, so dass weniger Material verwendet werden musste. Zusätzlich wird Luft als Isoliermedium für die Schaltanlage eingesetzt. Diese ersetzt heute schon das ab 2030 in der EU verbotene SF6 Gas, das wesentlich klimaschädlicher als CO2 ist. Ein weiterer Schritt bei der nachhaltigen Bauweise ist die Dach- und Fassadenbegrünung der Station. Diese sorgt für ein besseres Mikroklima rund um die Station.

Wo ist der Park und wie kann ich ihn besuchen?

Der All Electric Society Park befindet sich in Blomberg im Kreis Lippe und ist frei und kostenlos zugänglich. Der Pavillon und die Cubes sind von Montag bis Sonntag von 07:00 bis 21:00 Uhr geöffnet. Für einen Besuch sollte man 60 bis 90 Minuten einplanen. Technisches Vorwissen ist nicht notwendig. Der Park ist so gestaltet, dass alle Altersgruppen daran teilnehmen können. Weitere Informationen für den Besuch stehen auf der Webseite www.phoenixcontact.com/aespark bereit.

Adresse: Flachsmarktstraße 8, 32825 Blomberg

Zusammenfassung

Mit zunehmender Elektrifizierung und Vernetzung der Sektoren Industrie, Infrastruktur, Gebäude, Energie und Mobilität wächst die Abhängigkeit von zuverlässiger Energieversorgung. Für die Kopplung der Sektoren werden durch Überspannungsschutz, unterbrechungsfreie Stromversorgungen, geschützte Daten- und Kommunikations-Systeme benötigt.

Der neue Park vermittelt Wissen zum Zukunftsbild der All Electric Society und macht die Energiewende schon heute erlebbar.

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