9. November 2024
Musikkompositionen: Mensch schlägt KI
Künstliche Intelligenzen (KI) wie ChatGPT, Google Magenta Studio oder Suno kommen bei Melodie-Fortsetzungsaufgaben gegenüber menschlichen Lösungen nicht mit. Zu dem Schluss kommt eine Studie der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH).
KI nicht kreativ genug
"Zumindest die aktuell verfügbaren leistungsfähigsten KI-Systeme bleiben bei standardisierten Bedingungen unterhalb des kreativen Niveaus von Musikstudierenden", verdeutlicht HMTMH-Wissenschaftler Reinhard Kopiez. Als Stimulus wählten die Musikpsychologen die Anfangstakte einer Melodie aus einem weitgehend unbekannten Musikstück im Stil von Filmmusik aus.
Basierend auf einem Melodiefortsetzungs-Paradigma wurden 111 Kompositionen mit den KIs ChatGPT (Version 3.5) und Google Magenta Studio (Version 2.0) erstellt. Musikstudierende generierten insgesamt 57 Fortsetzungsvarianten. Die Eingabe in ChatGPT erfolgte über ein Python-Skript, die in Magenta durch eine MIDI-Datei, die Rückwandlung der Lösungen in Klang wiederum über ein Python-Skript.
Überhöhte Bewertung der KI
In einem randomisierten Blindtest bewerteten 71 Teilnehmer mit überdurchschnittlicher musikalischer Erfahrung die ästhetischen Qualitäten der Melodien auf den fünfstufigen Skalen "Gefallen", "Interessantheit", "logisch und sinnvoll" und "überzeugend". Die menschlichen Lösungen wurden auf allen Skalen deutlich besser bewertet als die KI-Versionen, wobei das ältere System Google Magenta Studio noch hinter ChatGPT lag.
Die Musikpsychologen der HMTMH plädieren dafür, die in der Öffentlichkeit oftmals überhöhte Bewertung der kreativen Leistungsfähigkeit von KI-Systemen kritisch zu begleiten und auch auf Schwachstellen der Systeme hinzuweisen. So fehlt den verwendeten KIs aktuell beispielsweise ein Konzept von Tonalität, wodurch Melodiefortsetzungen häufig in einer anderen Tonart endeten, als sie begonnen hatten.