9. Dezember 2024

Doppelter Nutzen mit einer Agri-PV-Anlage

Bereits nach dem ersten Jahr konnten erste positive Beobachtungen auf dem Oberkircher Obsthof Vollmer gemacht werden. Eine innovative Agri-Photovoltaik-Anlage erzeugt Strom und schützt gleichzeitig die wertvollen Obstbäume vor Wetterextremen.

Agri-PV-Anlage
© Xpert.Digital - Konrad Wolfenstein

Auf dem Obsthof Vollmer in Oberkirch-Nußbach ist seit fast einem Jahr eine innovative Agri-Photovoltaik-Anlage in Betrieb, die auf einer Fläche von etwa 1,5 Hektar errichtet wurde. Diese Anlage, die auf einer drei Meter hohen Stahlkonstruktion montiert ist, deckt den Anbau von Äpfeln, Zwetschgen, Birnen und Brombeeren ab und bietet den doppelten Vorteil, dass sie die Früchte vor Witterungseinflüssen schützt und gleichzeitig Strom produziert, ohne landwirtschaftliche Nutzfläche zu verlieren.

Bewegliche Module für maximalen Ertrag

Ein herausragendes Merkmal dieser Anlage ist ihre Beweglichkeit und die sensorbasierte Steuerung. Die Hälfte der installierten PV-Module folgt dem Stand der Sonne, um den bestmöglichen Energieertrag zu erzielen. Die andere Hälfte ist so programmiert, dass sie den Lichtbedarf der Pflanzen berücksichtigt und somit optimales Wachstum fördert.

Ingenieurskunst aus Kehl

Das ausgeklügelte System wurde von der Firma Intech Clean Energy entwickelt und gebaut. Das Unternehmen, das seinen Sitz in Kehl im Ortenaukreis hat, wurde vor über 20 Jahren von Hansjörg Vollmer gegründet und wird heute von seinem Sohn Christoph Vollmer geleitet.

Synergien zwischen Landwirtschaft und Energie

Die Agri-PV-Anlage ist Teil des Forschungsprojekts „Modellregion Agri-PV“ des Landes Baden-Württemberg, das darauf abzielt, die Synergien zwischen Energieproduktion und Landwirtschaft zu untersuchen und zu optimieren. Zur offiziellen Einweihung der Anlage kam auch der baden-württembergische Staatssekretär für Umwelt, Andre Baumann, der die innovative Kombination aus Landwirtschaft und erneuerbarer Energie lobte.

Forschungsziele und erste Ergebnisse

Das zentrale Ziel des Projekts besteht darin, sowohl den Energie- als auch den Fruchtertrag der Anlage zu analysieren. Dabei übernimmt das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg die Auswertung des erzeugten Stroms, während das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) bei Karlsruhe die Entwicklung der Früchte unter den PV-Modulen untersucht.

Positive Beobachtungen nach dem ersten Jahr

Bereits nach dem ersten Jahr konnten erste positive Beobachtungen gemacht werden. In regelmäßigen Abständen besuchen die Forschenden des LTZ den Obsthof und haben festgestellt, dass die Temperaturschwankungen unter den Modulen geringer sind als auf den Referenzflächen ohne Module. Dies führte dazu, dass die Äpfel marktfähiger waren, wie Greta Ott vom LTZ erklärte. Obgleich hinsichtlich Krankheiten oder Schädlingsbefall noch keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden konnten, sind weitere Jahre der Forschung nötig, um verlässliche Ergebnisse zu erhalten.

Erfahrungen und Beobachtungen vor Ort

Auch Hansjörg Vollmer selbst konnte signifikante Unterschiede im Vergleich zu seinen Referenzflächen feststellen. Der Boden unter den PV-Modulen erwies sich im Sommer als lockerer und trocknete nicht so schnell aus. Zudem waren die Blätter der Pflanzen grüner und vitaler. Besonders bei den Zwetschgen war ein deutlicher Unterschied festzustellen. Diese unter den Modulen gewachsenen Früchte waren keinem Hitzestress ausgesetzt und dadurch widerstandsfähiger. Bei den Äpfeln stellte er fest, dass sie zwar eine Woche später geerntet werden konnten, jedoch nicht unter Sonnenbrand litten und auch keine Hagelschäden aufwiesen.

Win-Win-Situation für Landwirtschaft und Energie

Die Agri-PV-Anlage auf dem Obsthof Vollmer stellt somit eine Win-Win-Situation dar, indem sie sowohl zur Energieerzeugung beiträgt als auch den Fruchtertrag steigert. Die PV-Module schützen die Früchte vor starkem Regen, Hagel und intensiver Sonneneinstrahlung und sorgen darüber hinaus für eine gleichmäßigere Temperaturverteilung, was die Qualität der Ernte verbessert.

Eine Story von Xpert.Digital - Konrad Wolfenstein

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