6. April 2024
Verbraucher übersehen "Kostenfallen" bei neuen Gasheizungen
Immer noch knapp jeder zweite private Haushalt in Deutschland würde sich aktuell für den Einbau einer neuen Gasheizung entscheiden, wenn eine Sanierung ansteht. Das Problem: Die Kosten für den Energieträger Gas steigen in den nächsten Jahren voraussichtlich massiv an.

"Mit Gas zu heizen, wird in den nächsten Jahren extrem teuer - oder unmöglich", sagt Diplom-Ingenieur Henning Schulz von Stiebel Eltron. "Es ist durchaus realistisch, dass einige regionale Versorger Teile der Gasversorgung abschalten. Die Stadtwerke Augsburg beispielsweise kündigten bereits eine Restlaufzeit von nur noch zehn Jahren an. Eine neue Gasheizung rechnet sich für Verbraucher demnach nicht."
Neben den steigenden Gaspreisen verlieren die Stadtwerke auf dem Weg zur Klimaneutralität immer mehr Kunden im Gasgeschäft. Damit wird der Netzbetrieb von Erdgasleitungen für die verbleibenden Kunden immer teurer - oder für den Netzbetreiber zum Verlustgeschäft. Nach dieser wirtschaftlichen Logik dürften den Stadtwerken Augsburg andere regionale Gasnetzbetreiber folgen. Schon in zehn Jahren droht Verbrauchern der Gashahn abgedreht zu werden.
Erdgas wird mit Energiewende immer teurer
Die Preise für Erdgas steigen immer weiter an. Die Rückführung des Mehrwertsteuersatzes auf 19 Prozent belastet eine Familie bei einem Gasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden mit durchschnittlich rund 220 Euro pro Jahr an Mehrkosten. Gleichzeitig steigt für eine Gasheizung der CO2-Preis 2024 von 30 auf 45 Euro pro Tonne und schlägt im Beispielsfall mit weiteren rund 200 Euro pro Jahr zu Buche. Die Gesamtbelastung liegt damit bei einem Plus von 420 Euro. Bereits 2025 wird die CO2-Abgabe für Erdgas auf 55 Euro pro Tonne weiter angehoben.
Sieger im Kostenvergleich: Wärmepumpenheizung
Ganz anders ist die Kostenbilanz bei Wärmepumpensystemen. Im Unterschied zu Öl- und Gasheizungen greift der Staat bereits bei der Anschaffung mit einer Förderung von bis zu 70 Prozent der Investitionskosten gedeckelt auf 30.000 Euro unter die Arme. Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE kamen jüngst in einer Vergleichsstudie zu dem gleichen Ergebnis wie das Analyse- und Beratungsunternehmen Prognos in seiner Untersuchung für das Nachrichtenmagazin "DER SPIEGEL", in dem drei verschiedene Szenarien für den Heizungstausch gerechnet wurden: Wärmepumpenheizungen sind im Lebensdauerzyklus kostengünstiger als Gasheizungen. Das trifft sowohl für unsanierte als auch teilsanierte Altbauten zu. "Im Prinzip gab es nie einen besseren Zeitpunkt, auf die Wärmepumpe umzusteigen - und sehr wahrscheinlich wird es auch nie wieder einen besseren Zeitpunkt geben", so Henning Schulz."