21. Mai 2024

Riesige Solarparks sollen grünes Methanol erzeugen

Die deutsch-österreichische Industriegruppe Obrist Group plant die Errichtung sogenannter Gigaplants, eine Art riesiger Solarparks, die jedoch keinen Strom liefern, sondern grünes Methanol.

Gigaplant Methanol
© Obrist Group

Niedrige Kosten dank Produktion in der Wüste

Da Elektrizität jedoch schwer im großen Stil zu speichern und noch schwerer zu transportieren ist, wird diese in der Gigaplant „nur“ zur Elektrolyse genutzt, um aus Wasser im ersten Schritt Wasserstoff und aus diesem im zweiten Schritt Methanol zu erzeugen. Methanol ist bei Normaltemperatur flüssig und lässt sich über alle Transportwege, die heute bereits für fossile Brennstoffe vorhanden sind, transportieren. 

Das für die Methanolproduktion notwendige Wasser muss der Anlage nicht zugeführt werden, weil es aus der Luft entnommen wird. Dabei genügt schon eine Luftfeuchtigkeit von zehn Prozent, wie sie selbst in der Wüste vorhanden ist, um das begehrte Methanol herzustellen. Die Gigaplants lassen sich also in Wüsten oder auf sonstigem Ödland errichten, das ohnehin nicht anderweitig genutzt werden könnte. 

Vier Millionen Tonnen Methanol pro Gigaplant im Jahr

Die Dimensionen der geplanten Gigaplants lesen sich gewaltig. Auf rund 280 Quadrat­kilometern Grundfläche sollen knapp vier Millionen Tonnen Methanol im Jahr hergestellt werden. Dies entspricht bei heutigen Energiepreisen einem Umsatzvolumen von etwa 4,3 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Die jährlichen Betriebskosten werden auf rund 340 Millionen Dollar beziffert. Die Baukosten für eine Gigaplant in Höhe von kalkulierten 18,6 Milliarden Dollar wären demnach in weniger als fünf Jahren eingespielt.

Die hohe Wirtschaftlichkeit ergibt sich allerdings nur, wenn die Anlage im Sonnengürtel der Erde betrieben wird, wo Solarstrom aufgrund der Sonnenintensität zu Kosten von nur 0,88 Cent pro Kilowattstunde verfügbar ist. Diese Kosten für die Umwandlung von einer anderen Energieform in elektrischen Strom liegen bei herkömmlichen Solarparks zwischen drei und über fünf Cent, bei Windkraftanlagen zwischen knapp vier (Onshore) und etwa zwölf Cent (Offshore).

2.700 Gigaplants könnten fossile Brennstoffe ersetzen

Nach Berechnungen der Obrist Group werden rund 2.700 Gigaplants benötigt, um mit grünem Methanol die Nutzung fossiler Brennstoffe vollständig zu ersetzen. Die Gesamt­kosten zur Errichtung der sauberen Energiefabriken lägen bei fast 50.000 Milliarden bzw. 50 Billionen Dollar. „Das ist zwar eine gewaltige Summe“, räumt Frank Obrist ein, „aber angesichts eines weltweiten Umsatzes von etwa acht Billionen Dollar jährlich mit fossilen Brennstoffen keine Utopie.“

Projekte in Namibia, Ägypten, Thailand und den USA

Die Obrist Group hatte erst kürzlich eine globale Allianz gemeinsam mit EWU Tech, DSE Green Technology Holdings mit über 25 europäischen Technologiepartnern sowie Global Enterprises zur Errichtung von Gigaplants nach dem patentierten Obrist-Verfahren geschlossen. Milliardenschwere Projekte sind in Namibia, Ägypten, Thailand und den USA geplant. Zur Finanzierung sind derzeit laut Angaben sogenannte „Sub Zero Funds“ im Entstehen, die rege Nachfrage sowohl vonseiten der Industrie als auch institutioneller Investoren erfahren.

Auf den ersten Blick erstaunlich, auf den zweiten verständlich: In den Ölfördergebieten im Nahen Osten ist die Investitionsbereitschaft besonders groß – die gesamte Region liegt im Sonnen­gürtel der Erde und könnte daher an der neu entstehenden Methanolwirtschaft ebenso stark partizipieren wie bislang am Erdölgeschäft, das allein aufgrund der Endlichkeit fossiler Brennstoffe ohnehin nicht „ewig“ weiterlaufen kann.

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