29. Januar 2024
Netzbau in Deutschland verzögert sich und wird teurer
Die deutsche Energiewirtschaft rechnet in den nächsten Jahre mit weiteren Milliardenkosten für den Ausbau und die Stabilisierung des deutschen Stromnetzes.
Zu den Hauptursachen zählen Verzögerungen beim Netzausbau und der gemessen am hohen Bedarf unzureichende Ausbau der erneuerbaren Energien im Süden. Diese Faktoren machen in den nächsten Jahren ein aufwendiges "Netzengpassmanagement" notwendig. Der Netzbetreiber Tennet geht davon aus, dass es ca. zehn Jahre dauern könnte, die Kosten der Netzeingriffe wieder auf ein Minimum zu senken. Ob die Maßnahmen eventuell sogar weiter ansteigen könnten, ist nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) schwer vorauszusagen. "Kurzfristig ist noch nicht mit einer Entlastung der Kosten zu rechnen", prophezeite kürzlich Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Zahlen zu den Kosten des Engpassmanagements für das ganze Jahr 2023 gibt es noch nicht. Im ersten Halbjahr 2023 waren es laut Bundesnetzagentur über 1,6 Milliarden Euro.
Warum hakt es beim Netzausbau? Jahrelang wurde der Ausbau der Übertragungsnetze verschleppt, vor allem im Süden Deutschlands, Ein Beispiel: Nach ursprünglicher Planung wären die zwei großen Gleichstromtrassen von Nord nach Süd schon 2022 einsatzbereit gewesen. Der frühere bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer beharrte allerdings auf der Verlegung als Erdkabel, was die Fertigstellung bis 2027/28 verzögern wird. Die Verlegung von Erdkabeln dauert nicht nur länger, sondern ist auch etwa doppelt so teuer wie der Freileitungsbau.