31. Mai 2024

Energie-Kommune des Monats: Ludwigshafen am Rhein

Mit etwa 175.000 Einwohnern ist Ludwigshafen am Rhein die größte Stadt der Pfalz. Das Ludwigshafener Stadtbild wird geprägt vom Chemieunternehmen BASF. Gerade die energieintensive Chemieindustrie muss sich am internationalen Markt behaupten. Dazu bedarf es unter anderem einer Transformation des Energiesystems der gesamten Stadt.

Stadt Ludwigshafen
© Stadt Ludwigshafen/Martin Hartmann

Die Stadt Ludwigshafen am Rhein wurde im Rahmen des Projekts Forum Synergiewende als Energie-Kommune des Monats Mai ausgezeichnet. Die Auszeichnung zur Energie-Kommune des Monats steht unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.

Stabstelle koordiniert Klimaschutzmaßnahmen

Seit 2022 koordiniert die neu eingerichtete Stabsstelle Klimaschutz die Klimaschutzmaßnahmen der Stadt, zu denen auch der kommunale Wärmeplan zählt. Um den Treibhausgasausstoß der Stadt Stück für Stück zu reduzieren, arbeitet das Rathaus zudem an der Steigerung der Energieeffizienz öffentlicher Bestandsgebäude sowie entsprechenden Planungen für Sanierungen und Neubauten. Die Stadtverwaltung erstellte beispielsweise eine Richtlinie zur klimaneutralen oder sogar klimapositiven Gestaltung kommunaler Gebäude, etwa durch den Einsatz von Photovoltaik (PV) und thermischen Solaranlagen. PV-Anlagen auf Dächern und Freiflächen öffentlicher Liegenschaften speisen heute schon rund 3.700 Megawattstunden (MWh) pro Jahr ins Netz ein und werden unter anderem für die Straßen- und Hallenbeleuchtung genutzt. Private Haushalte eingerechnet potenziert sich dieser Wert um das Zehnfache, ausgehend von einer Gesamtbruttoleistung von rund 38 Megawatt-Peak (MWp).

Masterplan soll die Verkehrswende einleiten

Auch über die Stadtgrenzen hinaus gibt es zukunftsweisende Projekte und Konzepte. Hier ist besonders der Masterplan Green City von 2018 zu nennen, der gemeinsam von den drei benachbarten Städten Ludwigshafen, Mannheim und Heidelberg erarbeitet wurde. Diese bilden als einzige Großstädte gleichzeitig auch geografisch das Zentrum der Metropolregion Rhein-Neckar und haben im Verbund daher eine besondere Strahlkraft. Der Masterplan umfasst die „Handlungsschwerpunkte Digitalisierung, Elektrifizierung des Verkehrs, intelligente Vernetzung des ÖPNV, die Förderung des Radverkehrs sowie die Weiterentwicklung der urbanen Logistik“. Dazu zählen die Beschaffung emissionsarmer Busse, die Steigerung der Attraktivität öffentlicher Verkehrsmittel als Alternative zum motorisierten Individualverkehr, der Ausbau der Fahrradinfrastruktur mit dem langfristigen Ziel eines Radverkehrsanteils von 20 Prozent sowie Maßnahmen zur Förderung der Elektromobilität.

Im Bereich E-Mobilität zeigt die Stadtverwaltung selbst, wie es gehen kann: Die Umrüstung des kommunalen Fuhrparks auf E-Pkw, E-Lastenfahrräder und Pedelecs sowie die Installation eigener Ladepunkte in Zusammenarbeit mit den TWL waren nur der Auftakt für den schrittweisen Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur, um die Mobilität in der Stadt umweltfreundlicher und emissionsarmer zu gestalten. In Ludwigshafen verkehrt zudem ein Müllfahrzeug mit Wasserstoffantrieb.

BASF strebt Klimaneutralität bis 2050 an 

Um den Treibhausgasausstoß zu reduzieren, setzen die Verantwortlichen vor allem auf die Elektrifizierung der Produktion und den Einsatz erneuerbarer Energiequellen. Das gilt beispielsweise für das sogenannte Steamcracking, bei dem auf mehrere 100 Grad Celsius erhitzter Wasserdampf langkettige in kurzkettige Kohlenwasserstoffe spaltet, um Basischemikalien herzustellen. Wenn künftig Wärme aus Strom diesen Prozess ermöglicht, steigt entsprechend auch der Strombedarf stark an, nach aktuellen Berechnungen auf etwa 300 bis 400 Prozent des heutigen Verbrauchs. Auch mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit dieser Pläne stellt BASF eine Fläche von 100 Hektar nördlich des Werksgeländes für den Bau eines Solarparks zur Verfügung. Eine Erweiterung um 20 Hektar wäre zudem möglich. Das Potenzial dieser Anlage beträgt insgesamt bis zu 130 MWp, das entspricht einer möglichen Stromerzeugung von 140.000 MWh pro Jahr. Ein Baubeginn wäre 2026 möglich. Zusätzlich zur Planung der eigenen Anlage schließt das Unternehmen Verträge mit Energieversorgern, um große Strommengen direkt aus einem Offshore-Windpark in der Nordsee sowie einem spanischen Windpark für die eigenen Standorte zu beziehen. Eigens dafür wurde 2022 die BASF Renewable Energy GmbH gegründet.

Neben der geplanten Energieproduktion ist auch die Nutzung bisher verloren gehender Wärme aus der werkseigenen Kläranlage ein Ansatz für die Zusammenarbeit der lokalen Akteure. Mit rund 300.000 Litern Ausfluss pro Tag handelt es sich bei der BASF-Kläranlage um eine der größten Anlagen Europas. Die anfallenden Abwässer bieten ein nicht zu vernachlässigendes Wärmepotenzial und könnten mittels Großwärmepumpe und Fernwärmeleitung etwa 18.000 Haushalte mit einer Gesamtleistung von etwa 50 MW versorgen. Das Projekt steht allerdings noch am Anfang.

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