17. Januar 2025
Bidirektionales Laden könnte Milliarden einsparen
Mit bidirektionaler Ladetechnologie können Elektroautos Strom speichern und ins Netz zurückspeisen. Die jüngste Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt, dass dies Europas Energieversorgern und Autofahrenden Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen könnte.

Durch die Zwischenspeicherung und Wiedereinspeisung von Netzstrom in die Akkus von Elektroautos können ein hohes Maß an Flexibilität bereitgestellt und enorme Summen eingespart werden: In der T&E-Studie beziffern die beauftragten Fraunhofer-Institute das Einsparpotenzial für Energieversorger und Verbraucher in der EU auf bis zu 22 Milliarden Euro jährlich. Das wären rund acht Prozent der Kosten für den Bau und Betrieb des EU-Energiesystems. Von 2030 bis 2040 könnte die netzwirksame BiDi-Technik laut den Forschern EU-weit mehr als 100 Milliarden Euro einsparen. Allein in Deutschland ist nach den Studienergebnissen bis 2040 eine jährliche Entlastung von rund 8,4 Milliarden Euro möglich.
Integration von Solarstrom
Diese großen Summen kommen dadurch zustande, dass durch den Einsatz der enormen Speicherkapazität des E-Auto-Bestandes immer mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, insbesondere Solarstrom, in das Energiesystem integriert werden kann. Durch den Einsatz der Fahrzeugakkus kann laut der Studie der Bedarf an teureren, stationären Zwischenspeichern in der EU um bis zu 92 Prozent sinken. Zusätzlich könnte die installierte PV-Leistung im gleichen Zeitraum um bis zu 40 Prozent steigen.
Prosumer profitieren
Die Halter von batterieelektrischen Fahrzeugen können ganz unmittelbar vom bidirektionalen Laden profitieren. Die Studie prognostiziert für die Prosumer in der EU erheblich geringere Stromkosten. Und ein für manche Menschen überraschender Nebeneffekt: Die Lebensdauer der Fahrzeug-Akkus dürfte durch smartes bidirektionales Laden zunehmen, da der Ladestatus der Batterien optimiert wird.
Frankreich fährt umsonst
Bislang wurde das bidirektionale Laden nur in verschiedenen Pilotprojekten erprobt. Doch das Münchner Unternehmen The Mobility House und der Fahrzeughersteller Renault haben in Frankreich das erste Vehicle-to-Grid(V2G)-Angebot auf den Markt gebracht: Besitzer eines V2G-fähigen Renault 5 können mit einer dafür konzipierten Wallbox und einem besonderen Tarif kostenfrei ihr Auto laden und stellen im Gegenzug ihren Fahrzeugakku in den Dienst des gesamten Energiesystems. Schon im kommenden Jahr soll das neue Angebot auch in Deutschland und dem Vereinigten Königreich an den Markt gehen.
Nächster Schritt: Regulatorik anpassen
Doch gerade im absatzstarken Automarkt Deutschland sind noch einige Hürden zu überwinden: Der Roll-out von Smart Metern, ohne die V2G nicht funktioniert, verläuft weiterhin schleppend, und auch der notwendige rechtliche Rahmen muss noch geschaffen werden. Die Ergebnisse des vom Bundeswirtschaftsministerium veranstalteten zweiten Europäischen Gipfels für bidirektionales Laden zeigen klare Handlungsempfehlungen auf - nun kommt es auf die Umsetzung an. Wichtige Punkte könnten dabei sein, die Doppelbelastung von zwischengespeichertem Strom durch Netzentgelte, Abgaben und Umlagen abzuschaffen sowie sicherzustellen, dass "grüner" Strom seine Eigenschaften und Förderansprüche nach dem EEG auch bei einer Zwischenspeicherung im Akku eines Elektroautos behalten könnte.